ABC-Schutzmaske GP-5

Über der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwebte stets die Angst vor einer Eskalation des Kalten Krieges in einen Dritten Weltkrieg. In Erwartung von Angriffen mit biologischen, chemischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen begannen westliche wie östliche Staaten nicht nur für ihr Militär, sondern auch für die Zivilbevölkerung vorzusorgen. Sogenannte ABC-Schutzmasken (Abk. für: atomar, biologisch, chemisch) sollten vor oder nach solchen Angriffen an Zivilisten und Rettungskräfte ausgegeben werden, um die Folgen solcher Angriffe einzudämmen.

In der Sowjetunion wurden ab 1962 mehrere Millionen Stück der für den Zivilschutz vorgesehenen ABC-Schutzmaske GP-5 produziert und in Depots eingelagert.

Ähnliche Modelle wurden auch beim sowjetischen Militär und in anderen Ostblockstaaten wie Polen oder der DDR eingesetzt. Die Masken kamen zwar nicht im Dritten Weltkrieg zum Einsatz, wohl aber in diversen Katastrophenfällen. So wurden etwa nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 Teile der Rettungskräfte mit diesen Schutzmasken ausgestattet.
Das sowjetische Modell GP-5 besteht aus einem ballonförmigen Körper mit runden Sichtscheiben aus Glas, einem Gewinde zum Anschrauben des zugehörigen Filters und einem Ventil zum Atmen. Zum Set gehört darüber hinaus eine einfache Transporttasche aus Baumwolle, um die Maske stets griffbereit mitführen zu können. Ihr charakteristisches Aussehen macht sie auf Pressefotos leicht erkennbar. Wegen der an einen Totenschädel erinnernden Form fand sie auch ihren Weg in zahlreiche Filmproduktionen und Videospiele. Schwarze Varianten sind übrigens im BDSM- und Fetischbereich sehr beliebt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Wegfall der unmittelbaren Gefahr eines mit Massenvernichtungswaffen geführten Dritten Weltkrieges waren die Bestände des Zivilschutzes weitgehend überflüssig geworden. Daher beschlossen viele der Nachfolgestaaten der Sowjetunion, sich von den zwischenzeitlich veralteten Masken zu trennen – man könnte auch sagen die Masken wurden aus den vollen Depots ‚entsammelt‘. Die meisten ABC-Schutzmasken landeten letztlich auf dem internationalen Markt für ausgesonderte Militär- und Behördenbestände. Auf diesem Wege erwarb auch ich eines dieser Exemplare. Besonders gefielen mir ihr skurriles Aussehen und ihre Verbindung zu sowjetischer Zeitgeschichte, der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl sowie ihre Assoziation mit Endzeit- und Untergangsszenarien. Auch der geringe Preis (€ 5 bis 10) spielte sicherlich eine Rolle.

Da ich letztlich aber keine weiteren vergleichbaren Masken gesammelt habe, steht mein Exemplar nun bei mir recht einsam da.

Zudem befindet es sich nicht im allerbesten Zustand, da der Gummikörper bereits brüchig und stellenweise verfärbt ist. Einen Nutzen bei einem eventuellen Krieg oder Katastrophenfall besitzt die Maske auch nicht mehr, da sie technisch längst veraltet und für meinen Kopf ohnehin zu klein ist. Daher beschloss ich schon vor einiger Zeit, sie in unsere Ausstellung zu entsammeln.

Alexander Smit